Wieso hast du dich für zwei Auslandssemester entschieden? Und wieso für diese Länder?
Ich habe mich für zwei Auslandssemester entschieden, und hierbei auch bewusst für zwei unterschiedliche Destinationen, da ich die kulturellen Unterschiede gerne erleben und vor allem leben wollte. Es ist etwas ganz anderes, in diesem kulturellen Rahmen selbst zu leben. Südamerika hat mich hierbei gereizt, da ich den Kontinent zuvor noch nie bereist hatte. Meiner Ansicht nach gab es keine bessere Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen, als durch ein Auslandssemester. Für Großbritannien habe ich mich entschieden, da ich auch mal das Leben in einem europäischen Land erleben wollte. Viele denken immer, und da schließe ich mich nicht aus, dass man, um ein tolles Auslandssemester zu haben, möglichst weit weg sein muss. Aber dies stimmt nicht so ganz. Denn klar, die Kultur in einem Land wie Südamerika ist mit der europäischen nicht vergleichbar, da lernt man schon etwas ganz Neues kennen. Aber auch in Europa hat man durch Erasmus und die vielen internationalen Studenten viele Berührungspunkte mit unterschiedlichen Kulturen; und stellt überraschend fest, dass selbst ein Land wie Großbritannien kulturell doch ganz anders tickt, als wir es tun. Aus diesem Grund kann ich jedem nur dazu raten sich für das Land zu entscheiden, welches einem persönlich am meisten zusagt, und nicht unbedingt für die Länder, welche am weitesten weg sind, auch wenn man dies häufig hört. Denn am Ende wird ein Auslandssemester in jedem Land tolle Erfahrungen mit sich bringen und ein Erlebnis werden, welches man in seinem Leben so schnell nicht vergisst.
Du sprichst von Erfahrungen: Welche ist dir hier am meisten in Erinnerung geblieben, bzw. welcher Moment war für dich ganz besonders während deines Auslandsaufenthaltes?
Das ist, glaube ich, schwierig zu sagen, schließlich würde ich sagen, dass es die vielen kleinen Erlebnisse sind, welche am Ende das große Ganze ausmachen. Aber wenn ich einen Moment festlegen müsste, dann wäre es der Sonnenuntergang auf dem Berg in Marcahuasi.

Das war wirklich ein toller Moment, oben auf dem Berg zu stehen, über den Wolken, und das Gefühl von Freiheit zu spüren. Es ist wirklich schwierig in Worte zu fassen, aber ich denke, dass jeder der etwas Ähnliches erlebt hat genau weiß, welches Gefühl ich meine.

Absolut beeindruckend war für mich aber auch die Tour durch die Salar de Uyuni. Dort haben es aber die vielen kleinen Momente ausgemacht, welche das Abenteuer am Ende zu einem Erlebnis gemacht haben.

Trotz der vielen schönen und beeindruckenden Momente gab es bestimmt auch Hürden, die du während deines Auslandsaufenthaltes überwinden musstest, oder?
Definitiv! Und ich glaube, dass jeder, der etwas anderes sagt, nicht die Wahrheit erzählt. Denn auch wenn die schönen Momente und tollen Erfahrungen deutlich überwiegen, war es natürlich auch für mich bei meinem Auslandssemester in Peru zuerst einmal eine Hürde 15.000 Kilometer von zu Hause mir ein „Leben aufzubauen“. Schließlich weiß man nie so richtig, was einen vor Ort erwartet. Nicht nur, dass man neue Leute kennenlernen muss, um nicht alleine zu sein, auch das gesamte Uni-Leben ist, zumindest in meinem Fall, komplett anders aufgebaut.
Wie hast du dies gemeistert?
Erstmal kann ich jeden beruhigen, dass sich das „Problem“ mit dem Alleinsein sehr schnell legt. Schließlich wollen alle ausländischen Studenten eine tolle Zeit im Ausland haben und schnell Leute kennenlernen. Wenn man mit ein bisschen Offenheit rangeht, ist die erste Hürde schnell genommen. An der Partnerhochschule hat man sich in der Regel auch schnell zurechtgefunden. An meiner Partnerhochschule in Peru gab es beispielsweise ein Buddy-Programm, sprich ein peruanischer Student hat sich während des gesamten Semesters um einen gekümmert, bei Uni-Angelegenheiten geholfen etc. Lediglich mit der Wohnung hatte ich zu Beginn in Peru ein paar Probleme, das hat sich aber schnell gelegt.
Das heißt, du hast vor Ort in einer Wohnung gewohnt? Wie hast du diese gefunden?
So ähnlich. In Peru habe ich in einem Haus gewohnt, in Großbritannien in einer Wohnung, beides waren WGs. In Peru waren wir zu zehnt in dem Haus, in Großbritannien hatte ich drei Mitbewohner. Das kann ich auch jedem nur empfehlen in einer WG zu wohnen, wenn man im Ausland ist. So lernt man sehr schnell Menschen kennen, hat immer jemanden, mit dem man etwas unternehmen kann. Dies hilft vor allem in der Anfangsphase sehr, da man gleich Ansprechpartner hat, mit denen man sich austauschen kann. Sei es wo der nächste Supermarkt ist, wo man sich Bettwäsche oder ähnliches kaufen kann, falls dies nicht vorhanden ist, wie man am besten zur Uni kommt und vieles mehr. Vor allem am Anfang können einen die vielen neuen Eindrücke und Veränderungen je nach Kultur ein bisschen überfordern. Da ist es immer gut, jemanden zu haben, mit dem man sich austauschen kann, und welcher das Gleiche erlebt. Gefunden habe ich die Unterkunft in Peru vor Ort. Das kann ich jedem der nach Südamerika geht auch nur empfehlen, da die Fotos, welche man online von der Wohnung bzw. dem Zimmer sieht, nicht immer ganz der Realität entsprechen. In der Übergangsphase kann man sich dann gut ein Air B&B buchen. In Großbritannien konnte man über die Uniwebsite (Northumbria University Newcastle) WG-Zimmer buchen. Definitiv eine gute Entscheidung, da man somit auch automatisch mit anderen Internationals zusammenwohnt. Die Wohnung, in welcher ich gewohnt habe (Trinity Square), kann ich hierbei auch jedem empfehlen.
Du hast eben auch kurz von der Uni gesprochen, wie war diese? Wie waren deine Kurse? Gab es Unterschiede verglichen mit der HSD?
Auf jeden Fall! Sowohl in Großbritannien als auch in Peru ist das Unisystem ein ganz anderes. Es ist alles ein bisschen verschulter. An beiden Universitäten wurde beispielsweise die Anwesenheit in den Kursen überprüft. Zudem wird auch nicht am Ende eine „große“ Prüfung geschrieben, sondern Mid-Terms und Finals geschrieben. Man hat also mehrere „kleinere“ Lernstandüberprüfungen, arbeitet insgesamt auch mehr in Gruppen zusammen und hält beispielsweise als Prüfung eine Präsentation mit seiner Gruppe über ein vorgegebenes Thema. Außerdem legt man die Prüfung oft auch nicht in der Form einer Klausur ab, sondern reicht ein „Paper“ ein. Dies kann man aber alles sehr gut vorab online auf den jeweiligen Webseiten der Universitäten einsehen.
Wie sah dein Alltag aus? Was hast du in deiner Freizeit gemacht?
Einen klassischen Alltag hatte ich tatsächlich nicht, da jeder Tag anders war. Dies lag aber vor allem daran, dass ich auch viel während des Semesters gereist bin. Sowohl in Großbritannien als auch in Peru. Während meines Auslandssemesters in Peru sogar bedeutend mehr als in Großbritannien. Dies würde ich auch jedem empfehlen zu tun, da die Zeit im Ausland schneller vorbei ist, als einem lieb wäre. Um möglichst viel Freizeit zu haben sollte man also gleich bei der Kurswahl darauf achten, welche Kurse man wählt und wann diese stattfinden. Ich hatte in beiden Ländern in der Regel von montags bis mittwochs Kurse in der Uni, zum Teil auch donnerstags. Die verlängerten Wochenenden konnten folglich also sehr gut zum Reisen, essen gehen, Freunde treffen, surfen oder Ähnliches genutzt werden.
Wie hat dich das Auslandssemester weitergebracht? Sowohl im Studium als auch privat?
Bezogen auf mein Studium hat es mich in der Hinsicht weitergebracht, als dass ich im Ausland die Kurse frei nach meinen Interessen wählen konnte, da die Auswahl an Kursen breiter gefächert waren als an der HSD. In Großbritannien hatte ich beispielsweise nur Kurse im Fachbereich Marketing. Dies fand ich sehr gut, da ich somit in einem für mich interessanten Themengebiet Wissen erlangen konnte, welches mir so in Deutschland nicht möglich gewesen wäre. Aber viel wichtiger finde ich, wie einen das Auslandssemester persönlich weiterbringt. Man wächst über seine Grenzen hinaus, kommt aus seiner Komfortzone raus und muss sein Leben, seinen Alltag in einem zuvor fremden Land, einer fremden Kultur meistern. Dies birgt wie zuvor erwähnt Herausforderungen, durch welche ich aber nur stärker geworden bin, wenn man dies so sagen kann.
Würdest du anderen empfehlen ein Auslandssemester zu absolvieren?
Auf jeden Fall! Dies geht hoffe ich auch aus den von mir zuvor genannten Aspekten hervor. Schließlich ist es, und dies kann ich immer nur wiederholen, eine unvergessliche Erfahrung, ein Erlebnis, welches einem keiner mehr nehmen kann, und welches man meiner Ansicht nach, wenn man die Möglichkeit hat, erlebt haben sollte. Denn für mich war das Auslandssemester die tollste Zeit und vor allem Erfahrung während meines gesamten Studiums.
Was würdest du abschließend Studierenden, die ins Ausland gehen, noch mit auf den Weg geben?
Seid offen gegenüber neuen Erfahrungen, als auch Herausforderungen, denkt immer daran, dass ihr nicht alleine seid, genießt die Zeit im Ausland und lasst euch bei der Wahl eurer Destination nicht von anderen beeinflussen, sondern hört auf euer Bauchgefühl. Ich denke, dass dies echt das Wichtigste ist. Jeden Moment zu genießen, jedes Abenteuer mitzunehmen und vor allem sein persönliches Abenteuer daraus zu machen. Denn am Ende wird jedes Auslandssemester auf seine ganz eigene Art und Weise ein einmaliges Erlebnis werden – versprochen!